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Entwicklung und Bau elektronischer Musikinstrumente in der DDR

 

 

1954

Die Entwicklung und der Bau elektronischer Musikinstrumente in der DDR begann mit dem Bau

einer Elektronen-Orgel für das Lichtspieltheater Capitol in Plauen durch den VEB Elektronik,

später VEB Elgawa Plauen.

 

1956

Durch die Forderungen des Marktes begann die Entwicklung einer elektronischen Kleinorgel

durch den VEB Elgawa.

 

1957

Die Orgelentwicklung wird von der HV Musikinstrumente-Kulturwaren übernommen.

Im Dezember findet eine erste Vorstellung des Funktionsmuster´s EMP 1  ionika statt.

ionika Kleinorgel auf Röhrenbasis

Kompakter Aufbau auf engstem Raum, 5-chörig 16´- 8´- 4´- 2 2/3´- 2´, 41 Tasten,

42 Röhren, Effekte: Vibrato regelbar, Glissando, Gesamtstimmungsregler,

Schaltungsaufbau in herkömmlicher Technik, RC-Steueroszillator, Sperrschwinger als

Frequenzteiler, Tasten und Register schalten über HF-ionisierte Glimmlampen,

Leistungsaufnahme 140 Watt, Gewicht ca. 22 kg, als Zubehör der Verstärker UV1 später

der MV2 mit Lautsprecherbox, Ausgangsleistung 12 VA

 

1958

Überleitung der Produktion im VEB Elektroakustik Hartmannsdorf für die Elektronik,

im VEB Blechblas- und Signalinstrumentenfabrik Markneukirchen für Endproduktion und Vertrieb.

Die Kleinorgel ionika wird erstmalig auf der Leipziger Herbstmesse vorgestellt.

 

1959

Am 1.Februar beginnt die Serienproduktion von elektronischen Tasteninstrumenten und Zubehör in der DDR. Zu diesem Zeitpunkt gab es international nur wenige Produzenten.

 

1960

Entwicklung eines Zusatzpedals ZP1 für die ionika.

 

1961

Entwicklung des EMP 2 auf Transistorbasis, 2-manualiges Tasteninstrument mit Vollpedal.

Das EMP 2 wurde aus Kapazitätsgründen nie produziert.

 

1963

Die Firma F.A. Böhm aus Klingenthal -ehemals Akkordeonfabrik- übernimmt vom

VEB Elektroakustik Hartmannsdorf die Produktion der elektrischen Baugruppen der ionika.

Endmontage und Vertrieb weiterhin im VEB Blechblas- und Signalinstrumentenfabrik

Markneukirchen. In Zusammenarbeit mit dem VEB Klingenthaler Harmonikawerke wird

ein elektromechanisches Tasteninstrument, das Claviset, entwickelt. Tonerzeugung mittels

Tonzungen und entsprechender Elektronik.

Auf Basis des EMP 2 wird das Tasteninstrument EMP 3 entwickelt.

 

1964

Zur Frühjahrsmesse in Leipzig wird EMP 3 unter dem Namen Matador erstmals ausgestellt.

Produziert und vertrieben von der Firma F.A. Böhm Klingenthal.

Matador Kleinorgel auf Transistorbasis –Germaniumtransistoren-

3 chörig 16´ - 8´ - 4´, 49 Tasten, gedruckte Schaltung, Steueroszillator Sperrschwinger

mit Schwungradkreis, Frequenzteiler Sperrschwinger, Tastsystem und Register mit

abgleichbaren Widerstandsplättchen, Batteriebetrieb.

Für die Klingenthaler Harmonikawerke wird das Kombiinstrument EMP 34 entwickelt.

Das Instrument besitzt ein elektronisches Obermanual EMP 3 und ein elektromechanisches

Untermanual Claviset.

 

1965

Beginn der Produktion der EMP 34 - Manuela - im VEB Klingenthaler Harmonikawerk

( Im folgenden KHW genannt )

Im VEB Blechblas- und Signalinstrumentenfabrik beginnt die Produktion der Instrumente

ionika 5 und ionika 6. Mit dem Einfließen der neuen Instrumente läuft die Produktion der

ersten ionika aus. Der Verstärker MV 2 wird vom MV 3 abgelöst. 

Die beiden Instrumente ionika 5 und 6 sind unter weitgehender Verwendung der Baugruppen

Der EMP 3 aufgebaut.

ionika 5 – 1-manualige Transistororgel

71 Transistoren

Klaviatur 60 Tasten Umfang ( F – e ) 3-chörig

10 Klangfarbenregister 16’ – 8’ – 4’ und 5 Effektregister

ionika 62-manualigeTtransistororgel

Elektronikaufbau der ionika 5

2-manualig mit je 48 Tasten, 2 Chöre je Manual, 11 Klangfarbenregister,

9 Effektregister

 

1967

Entwicklung der TO 200 Serie bis zur Arbeitsstufe K5.

Die TO 200 hat einen wesentlich erweiterten Spiel- und Tonumfang.

TO 200

5 und 6-chörig, Klaviatur 61 Tasten, klingender Umfang 8 Oktaven,

frequenzkontanter LC-Steueroszillator mit nachgeschalteten Trennstufen,

Frequenzteilung durch Flip-Flop Stufen. Ein Abgleich der Frequenzteiler

ist nicht mehr nötig und teure Wickelgüter ( Sperrschwingertrafo’s ) entfallen.

Bessere Klangspektren durch Flötenstimmen, Formantklangfarben, Mixturen

 und Hall. Neben viele passiven Bauelementen sind 192 Transistoren erforderlich.

 

1968

Die Produktionsabteilung Elektronik des VEB Blechblas- und Signalinstrumentenfabrik

Markneukirchen wird vom VEB KHW übernommen und nach Schöneck verlegt.

Dort bieten sich nach der Verlagerung der Zigarrenindustrie, Arbeitsräume und Arbeitskräfte

die Aufgrund ihrer Fingerfertigkeit in kürzester Zeit umgeschult wurden.

 

1969

Die Entwicklungsgruppe Elektronik der Instituts für Musikinstrumentenbau IFM Zwota wird

vom KHW übernommen und nach Schöneck verlegt. Dort wird eine verstärkte Entwicklung

aufgebaut. Später durch separate Gruppen Technologie, Konstruktion und Betriebsmittelbau

erweitert.

Die TO 200/5 wird in die Produktion übergeleitet. Die TO 200/53 aufbauend auf Baugruppen

der TO 200 entsteht.

 

1970

Die Serie ionika 5 und 6 läuft aus.

Produktionsbeginn der TO 200/5, TO 200/53 und TO 200/53 M

Weltmeister TO 200/5 - Technische Charakteristik

Koffermodell, Stativ einklappbar, 61 Pianotasten C-c, 8 Oktaven Umfang,

5-chörig 16’ – 8’ – 4’ – 2 2/3’ – 2’, Manualteilung zwischen h und c’,

24 Basstasten in 16’ und 8’ stetig einstellbar

Effekte: Vibrato, Frequenz und Amplitude einstellbar, Percussion, Abklingzeit einstellbar

Repeat, Percussion einstellbar, Reverb, Federhall im Nachhall regelbar

4 Mixturen einblendbar, 5 Schieberegister Sinusklangfarben, 9 Kippregister Formant

1 Umschalter Sinus/Formantregister

Weltmeister TO 200/53

Ober- und Untermanual je 49 Pianotasten C-C, Basspedal 17 Tasten C-E

Lautstärke der Manuale angleichbar ( Manualbalance )

Obermanual entspricht der TO 200/5 Untermanual 3-chörig 16’ - 8’ – 4’

Pedal 2-chörig 16’ – 8’

Effekte wie TO 200/5 zusätzlich Hall schaltbar auf Ober- oder Untermanual oder beide,

Pedalsustain  stufenlos regelbar in Abklingzeit

Weltmeister TO 200/53 M

Möbelinstrument auf Basis der TO 200/53 mit eingebauter Wiedergabeeinrichtung

Verstärker MV 3 mit Lautsprecher 12,5 VA

 

1971

Entwicklung des Baukastensystems BKS 001. Es sollte dem Kunden die Möglichkeit geben,

sich ein Instrument nach eigenen Wünschen zu bauen. Es blieb aber bei dem Grundmodell TO 10,

das als Schülerinstrument angeboten wurde. Dazu  konnte eine Wiedergabe-einrichtung OV 25 anstelle

der Staticblende eingesetzt werden.

 

1972

Neugestaltung, Weiterentwicklung und Überarbeitung der Serie 200. Einsatz von plastverkappten Siliziumtransistoren. Die neue Bezeichnung ET 6 .

Ab jetzt prangte das VERMONA-Signet  auf den Tasteninstrumenten als Markenzeichen.

 

1973

Die Reihe ET 6 geht mit den Modellen ET 6-1, ET 6-2 und später auch der ET 6-2 M

in die Fertigung. Weiterhin beginnt die Entwicklung eines Nachfolgeinstruments für die TO 10

auf Basis der ET 6 Serie. Zur Vervollständigung des Sortiments wird das analoge Rhythmusgerät

ER 9 entwickelt.

 

1974

Die Produktion der TO 10 wird eingestellt, dafür Fertigungsbeginn der ET 3

ET 3, technische Daten

49 Pianotasten 3-chörig 16’ – 8’ – 4’, über 6 Oktaven

Register: 4 Regelregister Formantklangfarben, 3 Regelregister Sinusklangfarben

Effekte: Vibrato stufenlos in Frequenz und Amplitude regelbar, Brillanzregler

Das Kombinat Funkwerk Erfurt entwickelt in Zusammenarbeit mit dem KHW den Frequenzteilerschaltkreis U 112 D. Der IC besitzt in einem 14-poligen Gehäuse 7 Flip-Flopstufen. Damit werden die neuen Tongeneratoren TG6/4 und TG8/4 entwickelt. Der gesamte Generator ist nun auf 3 Leiterplatten untergebracht. Der Bauelementeeinsatz hat sich damit ganz erheblich reduziert. Neben 9 bzw 12 U 112

werden nur noch 24 Transistoren für die Generatoren benötigt. Die Zuverlässigkeit und Betriebssicherheit

wurden damit entscheidend verbessert.

Als Ergänzung zum Instrument ET 3 wird die Entwicklung einer 2-manualigen Möbelversion der ET 3 aufgenommen.

 

1975

Die neuen Tongeneratoren werden bei allen in der Produktion befindlichen Instrumenten eingesetzt.

 

1976

Das Rhythmusgerät ER 9 geht in die Produktion als Einzelgerät und als Einbauversion.

ER 9

Vollautomatische analoge Rhythmusbox mit 9 Schlaginstrumenten und 16 Presets

Marsch, Fox, Shuffle, Bossa Nova, Rumba, Bequine, Cha Cha, Tango, Rock, Beat 1,

Beat 2, Slow Beat, Slow Rock, Walzer, Slow Walzer untereinander mischbar

Schlaginstrumente: Bass Drum, Tom Tom, Bongo, Claves, Snarre Drum, Cymbal,

High Hat, Cow Bell, Maracas in der Lautstärke individuell regelbar

Einbauvariante 5 Instrumente

Temporegler, Volumenregler, optische Tempokontrolle, Start-Stop-Schalter

Aufnahme der Entwicklung eines Phaser zur Erzeugung eines Phasevibratos. Änderung der Tongeneratoren: die 12 Steueroszillatoren für die 12 Töne der temperierten Stimmung lassen sich durch

1-2 IC’s ersetzen. Durch Teilung der Taktfrequenz im MHz-Bereich werden die 12 Halbtöne der höchsten Oktave gewonnen. Ein Verstimmen innerhalb der temperierten Skala ist dadurch nicht mehr möglich und es braucht nur die Taktfrequenz stabil gehalten werden. Durch Variieren der Taktfrequenz lässt sich die erzeugte Oktave in verschiedene Tonhöhenbereiche legen. Mit dieser Entwicklung ist der Aufwand für den Tongenerator erheblich gesunken. Die gesamte Schaltung ist nun auf einer Leiterplatte, nicht viel größer als eine Postkarte, untergebracht. An diskreten aktiven Bauelementen ist nur noch ein Transistor für den Taktgenerator erforderlich, der Einsatz von passiven Bauelementen ist auf ein Minimum reduziert. Es braucht nur noch ein Ton gestimmt werden.

 

1977

Das Möbelinstrument ET 3-2 MR auf Basis der ET 3 geht in die Produktion.

ET 3-2 MR

Obermanual 49 Tasten - 3-chörig 16’ – 8’ – 4’

Untermanual 49 Tasten -  1-chörig 8’

Stummelpedal 13 Tasten - 1-chörig 8’

Effekte: Vibrato – Frequenz und Amplitude getrennt regelbar, Nachhall regelbar

1 Klangfarbenregister, Twirl-sound – 2 Geschwindigkeiten – Rotation schnell=Tremolo

Rotation langsam=Kathedralsound,

Eingebautes Rhythmusgerät ER 6 E – verkleinerte Variante des ER 9, nur 12 Rhythmen

und 6 Instrumente, 2 Verstärker integriert

Der Phaser 80 wird als Zusatzgerät in die Produktion übergeleitet.

Phaser 80

Effekte: Phasenmodulation – Kathedralsound – Phasing – Rotor-Effekt

1 Regler speed, 1 Regler phase-shift, 1 Regler feedback, 1 Regler input-level

In Entwicklung das E-Piano und die Formation 2 als Comboinstrument.

 

1978

Das Sortiment elektronischer Instrumente wird durch das E-Piano weiter ergänzt.

E-Piano

Vollelektronisches Piano mit 61 Tasten von F - f’’’’, stufenlose Registrierung

Piano – Spinett – Clavichord – Sustain lang

Weitere Entwicklungen sind das Piano-Strings und ein Nachfolger für das Möbelinstrument ET 6-2 M.

 

1979

Als erstes Instrument der neuen Serie „Formation“ gelangt die Formation 2 in die Produktion.

Formation 2

Sinusorgel mit  vollem Klang

Obermanual 6-chörig 16’ – 8’ – 5 1/3’ – 4’ – 2’ – 1 3/5’

Sinuspercussion, Regelregister Percussionsabklingzeit, Brillance-Klangfarben

Untermanual 6-chörig 8’ – 4’ – 2 2/3’ – 2’ – 1 3/5’ – 1’

Effekte: Lautstärkeangleich, pro Registergruppe ein Summenregler, Phaser wahlweise auf

Sinusgruppe – Percussionsgruppe – Brillance ( oben-unten-beide Manuale),

Hall regelbar

Das Möbelinstrument auf Basis der ET 6-2 M, dem Rhythmusgerät ER 9 E und mit zwei Verstärkern

läuft als Selecta an.

 

1980

Die Formation 1 löst die ET 6-1 ab. Als weiterer Neustart läuft die Produktion des Piano-Strings als weitere Bereicherung des Sortiments an.

Formation 1

Koffermodell, 1-manualig mit 61 Pianotasten, 6-chörig 16’ – 8’ – 5 1/3’ – 4’ – 2’ 1 3/5’

Manualtrennung möglich, 6-chöriges Percussionsregister, Soloregister Klarinette-Oboe-

Nasal auf Diskantgruppe wirksam

Effekte: Phaser – Modulationshub, Tempo und Rückkopplung regelbar und auf einzelne Gruppen

schaltbar mittels Wippenregister, Hall regelbar, Soft – stufenlose Höhenabsenkung

im Diskantbereich

Piano-Strings

Manual 61 Tasten F – f

Register und Effekte:

Percussionsregister Piano-Clavichord-Spinett, 4 Tastenschalter für direct-slow-choir1-choir2

Stringsregister Violine-Viola-Cello, ebenfalls 4 Schalter

Sustainschalter für Percussion, Sustainregler für Strings

Neuentwicklungen: ein monophoner Synthesizer und das 2-manualige Kofferinstrument Formation 3.

Für ein digitales Orgelsystem beginnen die Untersuchungen mit IC’s der Fa. Siemens.

 

1981

Die Formation 3 geht als letztes Instrument der Formation-Reihe in Serie.

Das digitale Orgelsystem wird als K2-Muster unter dem Namen TGO Panorama vorgestellt.

Formation 3

Entspricht weitgehend der Formation 2, zusätzlich ein Basspedal mit 17 Tasten 2-chörig

ein Register Gitarrenbass, Sustain und Pedalpercussion, Repeat 2 Geschwindigkeiten.

Eingebautes ER 9 E. Anstelle der Stringsklangfarben sind Soloklangfarben eingebaut.

 

1982

Zur Leipziger Herbstmesse wird die TGO Panorama vorgestellt. Anstelle der Siemens IC’s

werden neben Import-IC’s auch Schaltkreise aus DDR-Produktion eingesetzt. Es werden nur

15 Stück von diesem Instrument gebaut, dann wird aus Kostengründen die produktion eingestellt.

TGO Panorama

 Möbelgehäuse mit 2 Manuale zu je 49 Pianotasten, klingender Umfang 8 Oktaven,

Obermanual 5-chörig, Untermanual 2-chörig, Flöten- und Instrumentalregister,

Percussionsregister, Soloregister (monophon),Piano-Strings,

Effekte: Vibrato, Einschwingvibrato, Phasenvibrato, Federhall, Rhythmus- und

Begleitautomatik, Bassbegleitautomatik,  Akkordbegleitautomatik, Arpreggio

Wiedergabeverstärker 25 VA intern

 

1983

Produktionsbeginn vom VERMONA Synthesizer, Überarbeitung der ET 3,

Aufnahme der Entwicklungsthemen „Prozessorgesteuertes Rhythmusgerät“ und

„Prozessorgesteuertes Elektronisches Tasteninstrument ETI“

Synthesizer

Manual 44 Pianotasten, monophon, komplett analoge Klangerzeugung,

2 Oszillatoren mit je einem Oktavschalter 16’-8’-4’-2’ und je einen Wellenformschalter

(Puls, Rechteck, Sägezahn, VCO 1 zusätzlich Noise). VCO 2 bietet einen Grob- und Fein-

stimmungsregler

Filter: 5 Festregister, freie Einstellung für Cut-Off, Resonance, Contour, 1 Regler Brillance

(wirkt auch auf die Festregister),

Hüllkurven: 5 Festregister, freieEinstellung für A D S R

Rauschgenerator mit weißem Rauschen (VCO1 in Stellung Noise)

Tieftongenerator: 1 LFO mit Speed-Regler und LED-Anzeige, VCF-Modulationsregler,

Vibrato-Handrad, Schalter Delay-Vibrato

Regler: General-Tune, Pitch-Bend, Glide, Schalter Glide-On

 

1984

Das überarbeitete Instrument ET 3 wird unter dem Namen Sandy produziert. Konzeption entspricht der ET 3, Manual hat nun 54 Tasten. Als Gehäuse findet die Metall-Holzkonstruktion des E-Piano’s Verwendung.

 

1985

Weiterführung der Themen „Prozessorgesteuertes Rhythmusgerät“ und „Prozessorgesteuerte ETI“. Das Rhythmusgerät wird erstmals auf der Herbstmesse in Leipzig vorgestellt.

 

1986

Produktionsaufnahme Rhythmusgerät DRM und des digitalen Effektgerätes DEG 500.

DEG 500

3 Effektprogramme: Echo, Flanging, Chorus

Regelmöglichkeiten: Eingangspegel (input-level), Mischungsverhältnis (effect-mix),

Rückkopplung (feedback), Ausgangspegel (output-level), Verzögerungszeit (delay-time),

Modulation (width-time)

Anschlüsse: Eingang (input), Ausgänge (dry, mix, inv-mix) kombinierter Ausgang

(in-out), Fußschalter (effekt-stop), Einschleifbuchse (feedback-loop)

Digitales Rhythmusgerät DRM

16 Presets, Eingabe von 10 eigenen Rhythmuskreationen, Leuchtdisplay für Tempo und

Speicherzustände.

Metronom Autotempo, Bass-only, midi

Percussionsinstrumente: bass drum, low tom, middle tom, high tom, cowbell, claves,

cymbal, closed hh, open hh, clap, snare 1, snare 2

Effekte: solo, fill in, flame, change, accent, count start

Programmierung: step by step, real-time

Regler: 10 Percussionsinstrumente, accent, headphone, tempo, volume

Anschlüsse: mono-stereo-out, trigger-out, midi in/out

 

1987

Das digitale prozessorgesteuerte Instrument geht als SK 86 in die Serienproduktion.

SK 86

Manual 61 Tasten C-c

Klangfarben: Organ1, Organ2, Organ3, Organ4, Flute, Clarinet, Brass, Accordeon, Piano,

E-piano, Clavichord, Vibraphon, Strings1, Strings2, Funny, Bells

Effekte: Sustain, Reverb, Chorus, Delay, 1-Oktave down, Vibrato

Rhytmusgerät mit 6 Percussionsinstrumenten

Rhythmen: beat, rock, disco, m-beat, march, dixie, shuffle, swing, samba, beguine,

bossa nova, rumba, cha-cha, tango, slow-rock, slow-walz, walz, fill-in

Automatische Begleitung: one finger (Vollautomatik) + Halbautomatik, key-start, memory,

alternativ-bass, walking-bass, akkord1, akkord2, arpeggio

Regler: Tempo, Gesamtvolumen, Volumen Percussionsinstrumente, Bass, Arpeggio, Akkord

Transposer: Halbtonschritte Fis – C – F

Wiedergabe: eingebauter Stereoverstärker 2 x 10 VA mit 2  internen Lautsprechern

Anschlüsse: Stereokopfhörer, NF-Ausgang, 2 externe Lautsprecher

 

1988

Produktionsstart des digitalen programmierbaren Effektgerätes PDD 501

PDD 501

64 Speicherplätze, per hand oder per midi abrufbar

Regelmöglichkeiten: input-level, output-level

Programmierbare Parameter: time-coarse, time-fine, feedback-level, effekt-level

LFO-speed, LFO-intensity, low-pass, midi-channel

Anschlüsse: input, delay, mix, invert-mix, effect, hold, midi in/out/thru

 

1990

Ende der Produktion elektronischer Musikinstrumente in der DDR

Bis zur Auflösung der Klingenthaler Harmonikawerke 1992 wurde noch für die Firma WERSI produziert.

Die bisher aufgeführten Angaben beziehen sich überwiegend auf den größten Hersteller elektronischer Musikinstrumente in der DDR den VEB Klingenthaler Harmonikawerke unter dem Markennamen VERMONA und anfangs Weltmeister.

 

Weitere DDR-Hersteller von Musikelektronik:

Böhm-Electronic F.A.Böhm KG Klingenthal – umgewandelt in VEB Musikelektronik

Klingenthal, später als Musikelektronik Klingenthal ein Betriebsteil der KHW.

( Heute bekannt unter KME Klingenthaler Musikelektronik GmbH )

Hersteller der elektronischen Kleinorgeln Matador auf Basis der EMP 3 in verschiedenen Ausführungen,

der TO 200/6 auf Basis der TO 200 aber 6-chörig und in einem Holzgehäuse – Produktionszeitraum von 1964 – 1973. Nach der Eingliederung in den VEB KHW wurde ein umfangreiches Sortiment an

Verstärkern, Boxen und Effektgeräten unter den Markennamen VERMONA REGENT produziert.

( aktuelle Webseiten www.kme-sound.de )

 

VEB Automatisierungstechnik Cottbus

Hersteller des polyphonen Synthesizers Tiracon 6V

49 Tasten, 4 Oktaven C-c, 6-stimmig polyphon, 32 Programme (editierbar), midi

Vertrieb des Tiracon über den VEB KHW

 

Musikelektronik Geithain

Hersteller der elektronischen Kirchenorgel Toccata

E 1001 – 1-manualig, 56 Tasten (C-g), Pedal 30 Tasten (C-f)

E 1002 – 2-manualig, Obermanual 56 Tasten 10-chörig, Untermanual 56 Tasten 9-chörig,

Pedal 30 Tasten 10-chörig

(aktuelle Webseiten www.me-geithain.de )

 

WF Berlin

In den 50ger Jahren hat man hier versucht eine monophone Kleinorgel zu entwickeln,

wurde aber eingestellt.

 

 

Schlussbetrachtung:

 

In den 50ger Jahren als man sich in der DDR mit der Entwicklung und der Produktion elektronischer Kleinorgeln beschäftigte, gab es noch mehrere Länder die intensiv am gleichen Thema arbeiteten.

Zu diesem Zeitpunkt mussten alle noch für die Tonerzeugung Röhren verwenden inklusive der erforderlichen

diskreten Bauelemente. Durch die Bauweise mit vielen Röhren auf kleinem Raum gab es eine enorme

Wärmeentwicklung. Ein weiteres Problem waren die Schaltgeräusche im Tastsystem, besonders bei hohen Tönen. Bei der EMP1 ionika versuchte man das Problem mit dem Einsatz von Glimmlampen im Tastsystem zu lösen. Die Glimmlampen waren in Ruhestellung der taste abgeschirmt. Erst durch drücken der Taste gab der Schieber ein HF-Feld frei und die Glimmlampe konnte zünden. Das bewirkte einen kontinuierlichen Toneinsatz ohne Schaltgeräusche. Im Laufe der Betriebszeit gab es jedoch sehr viele Ausfälle im Tastsystem. Auch die Stimmungskonstanz der Röhren durch Wärme und andere äußere Einflüsse machten sich negativ bemerkbar. Den gesamten Aufbau auf engstem Raum mit 42 Röhren und den dazugehörigen Bauelementen muß man aber heute noch bewundern. Für die Folgeinstrumente ionika 5 und 6 diente als Grundlage die Transistorkleinorgel Matador. Das Tastsystem war hier mit Widerstandsbahnen auf der Basis eines Reglers aufgebaut. Durch Drücken der Taste ging der elektrische Widerstand auf Null und man hatte wieder einen kontinuierlichen Toneinsatz ohne Schaltgeräusche. Auch hier gab es wieder Betriebssicherheitsprobleme. Die Widerstandsbahnen waren hohem Verschleiß ausgesetzt und pro Taste waren höchstens 3 Chöre möglich.Die Instrumente der Serie ionika waren insgesamt sehr störanfällig und konnten damit nicht die Wünsche der Benutzer erfüllen und wurden durch die Serie TO 200 abgelöst.

Diese Instrumente zeichneten sich durch ihren hohen musikalischen Wert und ihre Beliebtheit aus. Ergänzt durch ein Basspedal konnte die TO 200/53 auch als Kirchenorgel eingesetzt werden. Das Tastsystem wurde endgültig aus Metallkontakte umgestellt und man hat damit die Betriebssicherheit wesentlich erhöht.

Durch einen frequenzkonstanten Tongenerator wurde endlich auch das Problem mit der Verstimmung gelöst. Durch die Umstellung der Tongeneratoren von Germanium auf plastverkappte Siliziumtransistoren wurden die Serie TO 200 nochmals überarbeitet und modernisiert und kamen als ET 6 in verschiedenen Ausführungen auf den Markt. Bei den Tongeneratoren kam es durch den Einsatz von Schaltkreisen in den Frequenzteilerstufen zu einer Verkleinerung des gesamten Generators auf etwa die Hälfte. Eine Umrüstung der LC-Steueroszillatoren auf Oktaverzeuger brachten eine Verkleinerung auf etwa Postkartengröße und es braucht nur noch ein Ton gestimmt werden. Für die Instrumente ET 3, Sandy, Piano und Piano-Strings wurde eine kleinere Variante mit nur 6 Teilerstufen verwendet. Als Weiterentwicklung kamen die Instrumente der Formation-Serie auf den Markt. Hier erreichte man durch einen großen Aufwand in Filterung, Oktav-teilung im Tastsystem, Phaser und Percussion einen sauberen Sinusorgelklang. In diesem

Zeitraum begann die Produktion der Instrumente E-Piano, Piano-Strings, ER 9 als Rhythmusgerät und der Phaser 80 als Effektgerät.

Jetzt machte sich aber auch schon der technische Rückstand in Bezug auf spezielle artübliche Bauelemente, gegenüber westlichen Herstellern, stark bemerkbar. Das beste Beispiel ist hier der Vermona Synthesizer, mühsam entwickelt, zeitgleich auf den Markt gekommen wie der Yamaha DX7. Das zeigte sich auch bei dem seperaten Rhythmusgerät DRM. Das Gerät war zwar schon prozessorgesteuert und mit Midi, aber es hatte immer noch eine analoge Klangerzeugung der einzelnen Percussionsinstrumente. Andere westliche Hersteller arbeiteten da schon mit Samples. Das Gerät hat aber trotzdem einen guten musikalischen Wert und ist sehr bedienerfreundlich aufgebaut. Weiterhin kamen noch das digitale Effektgerät DEG 500 und das programmierbare digitale Echogerät PDD 501 auf den Markt. Als letztes Instrument wurde das prozessorgesteuerte Digitalkeyboard SK 86 produziert. Bei der Entwicklung und Produktion dieses Instruments wurde der technische Rückstand der DDR immer mehr  merkbar. Es mussten 200 IC’s aus der DDR und oder den RGW-Ländern eingesetzt werden um in etwa die Funktionalität eines damaligen westlichen Keyboards mit etwa 40 IC’s zu erreichen. Aufgrund der Vielzahl labiler Bauelemente war eine schlechte elektrische Stabilität schon vorprogrammiert. Der Preis für das SK 86 lag 1989 bei etwa 5000,- Mark der DDR.

 

Abschließend noch ein paar Worte zur Entwicklung und der Produktion im VEB Klingenthaler Harmonikawerke als größten Hersteller elektronischer Musikinstrumente in der DDR. Neben wenigen Instrumenten deren Entwicklung nicht ganz den Kundenwünschen entsprach und dem Verbot, Bauelemente aus dem NSW ( nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet ) zu importieren ( Devisenmangel ) hatte man doch ein beachtliches Niveau erreicht. Das bezeugen die beschriebenen Instrumente der Serien TO 200, ET 6, Formation, Piano, Piano-Strings, ER 9, DRM, DEG 500, PDD501. Wer diese Instrumente und Geräte kennt, wird ihre guten Klangeigenschaften und ihre sehr sorgfältige Herstellung bestätigen können.

Konstruktiv fällt vor allem die Servicefreundlichkeit der Tasteninstrumente auf. Durch Lösen von 4 – 6 Schrauben waren selbst bei zweimanualigen Instrumenten alle Baugruppen, Manuale und Register zugänglich. Positiv für den Service und die Produktion war, das immer wieder bewährte Baugruppen in Neuentwicklungen eingesetzt wurden. Die Planwirtschaft, der Materialmangel sowie auch Materialmängel beeinflussten sehr stark die Möglichkeiten noch bessere und modernere Instrumente zu produzieren. Selbst bei der Entwicklung mussten schon bestimmte Vorschriften eingehalten werden. Es gab Beschränkungen

bei Plast, Sperrholz, Tiefziehblech usw, keine Importe aus NSW. Auch bei den elektronischen Bauteilen gab es einen Verteilerschlüssel - 1. NVA( Nationale Volksarmee ) 2. Schwerindustrie 3. Kohlebergbau 4. Chemieindustrie 5.Computertechnik und den letzten Rest bekam die Konsumgüterindustrie. Dazu zählte auch die Produktion des VEB KHW. Trotz alledem wurden im VEB KHW pro Jahr elektronische Musikinstrumente im Wert von über 40 Millionen Mark der DDR produziert, zum überwiegenden Teil für den Export in andere RGW-Länder. Hauptabnehmer war hierbei die damalige UdSSR.

Leider ist auch dieser Produktionszweig mit vielen hochqualifizierten Facharbeitern und Technikern 1992 durch die Treuhand aufgelöst wurden. Ein Teil der Mitarbeiter wurde durch den Nachfolgebetrieb übernommen ist noch positiv zu erwähnen.

 

 

 © Rolf Weichert 1999

( ehemals Mitarbeiter Kundendienst und Öffentlichkeitsarbeit des VEB KHW )

 

 

Quellennachweis:

Max Hoyer – Chronik zur Entwicklung der Musikelektronik in der DDR bis 1985    

Technische Unterlagen des VEB Klingenthaler Harmonikawerke    

 

( als Word-Document zum Downloaden hier Vermona-Chronik.doc )

 

( bearbeitet 2001 von Lutz Würker )